Myanmar wird traditionell als ein Land mit hohem wirtschaftlichen Potenzial beschrieben. Die auf Grund des fruchtbaren Landes und der Bodenschätze gegebenen Möglichkeiten wurden in der Geschichte des Landes aber nie so ausgeschöpft, dass die Mehrheit der Bevölkerung davon profitierte.
Geschätztes BIP 69 Milliarden US-$ (2019)
Pro Kopf Einkommen (Kaufkraftparität) 1299 US-$ (IWF 2019, geschätzt)
Rang der menschlichen Entwicklung (HDI) Rang 145 von 189 (2018)
Anteil Armut (nat. Armutsgrenze) 24,8 % (2017)
Einkommensverteilung (Gini-Koeffizient) 30,7 (2017)
Wirtschaftlicher Transformationsindex (BTI) Rang 120 von 136 (2020)
Historische und kulturelle Rahmenbedingungen
Geschichtlicher Hintergrund
Birma war seit 100 v. Chr. die wichtigste Handelsstraße zwischen Indien und China. Burmas vorkoloniale Wirtschaft war im Wesentlichen eine Subsistenzwirtschaft, in der die Mehrheit der Bevölkerung an der Reisproduktion und anderen Formen der Landwirtschaft beteiligt war. Die Kolonialherrschaft unterbrach die traditionellen wechselseitigen Beziehungen zwischen dem Landadel und den Bauern. Während der britischen Herrschaft war Birma nach den Philippinen das zweitreichste Land in Südostasien. Als Burma 1948 die Unabhängigkeit von Großbritannien erlangte, war es der weltweit größte Exporteur von Reis.
Vor dem Hintergrund des Kampfes für die Unabhängigkeit gegen die britische Kolonialmacht und die von ihr eingeführte Wirtschaftsform des laissez-faire Kapitalismus waren die ökonomischen Entwürfe der birmanischen Regierungen bis 1988 sozialistisch geprägt.
Nu versuchte ab 1954 unter dem Namen Pyidawtha (Glückliches Land) einen Wohlfahrtsstaat zu errichten, in dem wirtschaftliches Wachstum mit staatlich finanzierten Sozialprogrammen verbunden war. Der Plan sah eine unabhängige, aber keine absolut autarke Wirtschaft vor. Er knüpfte damit an die Zeiten des königlichen Birma an, in denen der König das Monopol über alle wichtigen Ressourcen des Landes hatte. Nus Programm hatte zudem den Anspruch, im Sinne eines utopischen Sozialismus den Menschen die wirtschaftliche Grundlage für ein spirituelles Leben auf Grundlage der buddhistischen Ideale zu geben und sollte somit vorrangig der Befriedung der Gesellschaft dienen. Dieses Konzept einer “buddhistischen Wirtschaft» beeinflusste den britischen Ökonomen E.F. Schumacher und trug maßgeblich zu seinem Werk “Small is Beautiful” bei. Schumacher besuchte Birma im Jahr 1955 als ökonomischer Berater der Regierung.
Nach dem Militärputsch von 1962 wurde unter Ne Win eine strikte sozialistische Planwirtschaft eingeführt, die das Ziel hatte, die “Ausbeutung des Menschen durch den Menschen” abzuschaffen. Es war, wie das Pyidawtha-Programm, top-down strukturiert, erforderte ein hohes Maß an bürokratischer Koordination und koppelte Birma fast völlig von den globalen Märkten ab. Ne Wins «burmesischer Weg zum Sozialismus» war eine isolationistische Politik, die alle Industrien verstaatlichte und die Selbstversorgung förderte. Diese Wirtschaftspolitik beschleunigte den Prozess der Umwandlung eines rohstoffreichen Landes in ein wirtschaftliches Desaster. Einige Jahre nach Beginn des Programms musste Burma Nahrungsmittel importieren, um die Bevölkerung vor dem Verhungern zu bewahren. Einer der wesentlichen Gründe für die allgemeine Unzufriedenheit, die die Unruhen von 1988 auslösten, war die auf Antrag der birmanischen Regierung erfolgte Aufnahme des Landes in die Gruppe der am wenigsten entwickelten Länder (LDC). Dieser Status war die Voraussetzung für weitere wirtschaftliche Hilfen von Seiten der internationalen Gemeinschaft und verletzte den birmanischen Nationalstolz.
Die Militärjunta verkündete mit ihrer Machtübernahme 1988 eine Abkehr von den bisherigen Wirtschaftsprinzipien und kündigte marktwirtschaftliche Reformen an, die auf einer Stärkung der einheimischen Privatwirtschaft und der Förderung ausländischer Investitionen abzielten. Der Paradigmenwechsel der neuen Regierung wurde zwar nicht konsequent durchgesetzt – es kam zu einer bescheidenen Expansion des privaten Sektors, einige ausländische Investitionen wurden erlaubt und das Land erhielt dringend benötigte Devisen – führte aber dennoch zu einem starken Wirtschaftswachstum von über 10% nach 2000.
Das Wachstum war aber von einer hohen Inflationsrate – geschätzt teilweise mehr als 40% – begleitet. Zudem litt die Wirtschaft unter der Beibehaltung eines doppelten Wechselkurses, der seit 1977 mit kleinen Schwankungen auf das Verhältnis zum Dollar von 6:1 festgelegt war. Der reale Kurs, der im Lande selbst auf dem halblegalen Markt galt, stieg im Jahre 2008 auf über 1:1300 und sank danach nur aufgrund staatlicher Interventionen. Erst im April 2012 setzte die Zentralbank die Rate offiziell auf 1:818 fest. Veränderungen des Kurses werden inzwischen täglich bekannt gegeben. Der Kyat hat seitdem ständig an Wert verloren und lag Anfang 2018 mit 1:350 über dem «halblegalen» Kurs von 2008.
Wirtschaft, Religion und Kultur
Max Weber hat Anfang des 20. Jahrhunderts in seinen bahnbrechenden Studien zur Religionssoziologie prognostiziert, dass in den Ländern des “alten Buddhismus», also denen, in denen der Theravada-Buddhismus vorherrscht, aufgrund seines “außerweltlichen Charakters” keine innerweltliche ökonomische Ethik zu erwarten sei, wie sie etwa im protestantisch geprägten Christentum oder im Konfuzianismus zu finden ist. Die bisherige Wirtschaftsgeschichte Birmas/Myanmars passt zu dieser Prognose. In der Kolonialzeit waren es Briten und andere westliche Ausländer, Inder und Chinesen, die die Wirtschaft und das Bankenwesen dominierten, nach der Unabhängigkeit gelang es den ethnischen Birmanen nicht, Bedingungen für eine florierende Wirtschaft zu organisieren.
In diesem Zusammenhang ist die buddhistische Tradition des Gebens (dana) an Mönche, Klöster und für religiöse Feste zu erwähnen. Nach Schätzungen aus den sechziger Jahren – seitdem hat es zu diesem Thema keine empirischen Untersuchungen mehr gegeben – wurden in ländlichen Gebieten 20-40% des Familieneinkommens für religiös motivierte Gaben ausgegeben, um auf diese Weise Verdienste im Hinblick auf das zukünftige eigene Leben zu erwerben. Das hat natürlich auch wirtschaftliche Implikationen, da die gegebenen Güter ja auch produziert werden müssen. Diese «dana-Wirtschaft» ist aber bisher nicht erforscht. Dasselbe gilt für die wichtigere von Weber angestoßene Frage, welche Auswirkungen diese Haltung für die Einstellung zum Gelderwerb, zu längerfristigen Investitionen und zur Arbeitsethik hat.
Weiter ist zu erwähnen, dass Myanmar immer noch weitgehend eine “plurale Gesellschaft” ist (J.S. Furnivall, 1878-1960). Eine plurale Gesellschaft zeichnet sich dadurch aus, dass verschiedene ethnische Gruppierungen nebeneinander leben, sich aber nicht miteinander vermischen, sondern – auch in ökonomischer Hinsicht – getrennt voneinander agieren. In der Kolonialzeit dominierten Briten, Inder und Chinesen. Der Einfluss dieser Gruppen wurde nach der Unabhängigkeit stark beschnitten, ohne dass sich ein Erfolg einstellte.
Diese Überlegungen bedeuten, dass gegenwärtig die Gefahr besteht, dass das quantitativ messbare wirtschaftliche Wachstum wie schon in der Kolonialzeit an der Mehrheit der überwiegend in der Landwirtschaft und in kleinen Familienunternehmen tätigen Menschen vorbei geht und vor diesem Hintergrund erneut soziale Unruhen entstehen.
Trotz der Reformen der Regierung zur Anziehung ausländischer Investitionen und zur Reintegration des Landes in die Weltwirtschaft, hat sich bis heute der Lebensstandard für die Mehrheit der Menschen nicht verbessert. Das Vermächtnisses der Isolationspolitik der früheren Regierungen und des wirtschaftlichen Missmanagements – schlechte Infrastruktur, Korruption, unterentwickelte Humanressourcen und unzureichender Zugang zu Kapital – ist weiterhin eine große Herausforderung.
Aktuelle Entwicklungen und Prognosen
Der Internationale Währungsfonds (IMF) gab das reale Wirtschaftswachstum für 2017 mit 7,6% an und erwartete eine positive Entwicklung wegen der Erholung des Agrarsektors und erwarteten höheren Steuereinnahmen unter der neuen Regierung. Die Inflationsrate lag bei 6,8%. Das Außenhandelsdefizit war weiter hoch.
Die Ausgaben für das Militär sind in den letzten Jahren verringert worden, während die notorisch geringen Ausgaben Gesundheit und Erziehung erhöht wurden. Insgesamt werden die weiteren Aussichten für die Wirtschaft positiv eingeschätzt, vorausgesetzt, der gesamtgesellschaftliche Reformprozess wird fortgesetzt. Für weitere Statistiken, die allerdings alle unter dem Vorbehalt einer gewissen Datenunsicherheit stehen, siehe die von Germany Trade & Invest.
Wirtschaftssektoren
Schätzungsweise zwei Drittel der Bevölkerung Myanmars sind in der Landwirtschaft beschäftigt, etwa ein Viertel im Dienstleistungssektor und unter 10% in der Industrie. Der Dienstleistungssektor trug mit 41,7% zum Bruttoinlandsprodukt bei, die Landwirtschaft mit 38% und die Industrie mit 20,3%.
Landwirtschaft, Waldwirtschaft und Fischerei
Birma war in der Kolonialzeit der größte Reisexporteur der Welt. Am Ende der sozialistischen Periode im Jahr 1989 konnte der eigene Verbrauch – pro Kopf der höchste in der Welt – nur knapp befriedigt werden. Mittlerweile wird wieder ein Überschuss produziert. Das Ziel von einer Million Tonnen für den Export – gegenüber 2-3 Millionen vor der Wirtschaftskrise im Jahr 1930 – wird seit einigen Jahren angestrebt.
Um den lokalen Bedarf des Grundnahrungsmittels zu niedrigen Preisen zu sichern, ist der freie Handel mit dem Produkt in der Vergangenheit häufig eingeschränkt worden. Reis ist – wie aus anderen Gründen Baumwolle und Zuckerrohr – eine “politische Frucht”.
Das gilt nicht für Hülsenfrüchte. Ihr Anbau hat von der wirtschaftlichen Liberalisierung profitiert. Die Anbaufläche ist gestiegen und Myanmar ist mittlerweile der drittgrößte Exporteur dieser Produkte, die überwiegend von Indien abgenommen werden. Andere landwirtschaftliche Produkte, die exportiert werden, sind Hölzer, Getreide, Sesam, Erdnüsse, Gummi und Fischprodukte.
Verarbeitende Industrien
Eine exportorientierte Bekleidungsindustrie in Myanmar nahm Mitte der 1990er Jahre ihren Anfang. Bis zum Jahr 2000 erhöhte sich der Anteil an den Exporten des Landes auf etwa 30%. Nach 2001 sank die Rate wie auch die Produktion aufgrund der Boykott-Politik der westlichen Länder (die USA und die EU waren ein Hauptabnehmer gewesen), aber auch wegen des Auslaufens der von der WTO festgelegten Quoten für Bekleidung Ende 2004. Zudem wurde die Produktion durch Schwierigkeiten in der Stromversorgung und andere infrastrukturelle Probleme behindert. Aufgrund der Sanktionen verloren damals etwa 70-80.000 Arbeiterinnen ihren Job. Nach dem Ende der Sanktionspolitik sind die ausländischen Investitionen wieder gestiegen. Ende 2014 wurde erwogen ein «Made in Myanmar» Label einzuführen. Mittlerweile wird befürchtet, dass es innerhalb der Bekleidungsindustrie des Landes zu Verhältnissen wie in Bangladesch kommt.
Edelsteine und Gold
Myanmar ist einer der größten Produzenten von Edelsteinen, Halbedelsteinen und Jade, die vor allem im Norden des Landes gefunden werden. Die Minen um Mogok in der Region Mandalay sind dabei besonders berühmt. 90% der Rubine weltweit stammen aus Myanmar. An verschiedenen Plätzen des Landes wird Gold gefunden und mit unterschiedlichen Methoden abgebaut. Die Anwendung von giftigen Stoffen wie Quecksilber und Cyaniden hat dabei zu Umweltschäden geführt. Die Jadevorkommen für den chinesischen Markt von besonderer Bedeutung. Die Regierung des Landes hält seit 50 Jahren regelmäßig Verkaufsausstellungen ab. Im März 2011 wurden dabei Waren im Wert von fast 3 Millionen US-$ umgesetzt. Jade kommt vor allem in Kachin Staat vor, wo vom Abbau hauptsächlich lokale Eliten (sogenannten «Cronies» als auch lokale Kachin Eliten) und das Militär profitieren. Laut eines Berichts von Global Witness, wurden im Jahr 2014 allein 31 Milliarden USD erwirtschaftet, die sowohl am Staatshaushalt als auch am Großteil der Bevölkerung vorbei gehen.
Laut des Berichts ist Jadeabbau ein wesentlicher Faktor für den Krieg im Kachin Staat.
Öl und Gas
Öl wird in Myanmar schon seit Jahrhunderten auf traditionelle Art im Tagebau in der Nähe des Ayeyarwady (Yenaungyan und Chauk) abgebaut. Es wird geschätzt, dass das Land über Reserven von 3,2 Millionen Barrel an Rohöl und 2,5 Billionen Kubikmetern an Erdgas verfügt. International gehört es dabei zu den kleineren Ländern mit diesen Energieressourcen. Laut CIA Factbook lag die Ölproduktion weltweit an 76. und die der Gasproduktion an 39. Stelle. Die Ölvorräte reichen bei Weitem nicht aus, um den lokalen Bedarf zu decken. 90% müssen importiert werden.
Aufgrund der Gasvorräte könnte Myanmar aber bei einem weiteren Ausbau der vorhandenen Ressourcen zu anderen Ländern im asiatisch-pazifischen Raum aufschließen. Die kommerzielle Nutzung des Yadana-Feldes ist ein Joint Venture der französischen Firma Total (31,25%), der amerikanischen Firma Unocal (28.25% ) sowie den beiden Staatsbetrieben PTT (Thailand, 25,5%) und MOGE (Myanmar, 15%). Die Produktion wurde ebenso im Yetagun Feld 2000 aufgenommen. Das Projekt wurde zusammen mit den beiden Staatsunternehmen von Texaco, Premier Oil und Nippon geplant. 2008 wurden die Anteile der beiden Firmen von der malaysischen Firma Petronas übernommen. Es wurde spekuliert, dass diese Verkäufe mit den Protesten gegen die Projekte wegen der Verletzung der Menschenrechte und der Verursachung von Umweltschäden beim Bau der Pipelines auf dem Gebiet Myanmars zusammenhingen.
Das Zawtika Feld wird von thailändischen und myanmarischen Staatsfirmen betrieben, die Produktion ist 2014 angelaufen. Dasselbe gilt für das Shwe Feld, dessen Konsortium von zwei koreanischen Firmen beherrscht wird. Außerdem sind zwei indische Firmen sowie wieder die myanmarische Firma MOGE beteiligt.
Profil eines Geschäftsmanns
(Das folgende Profil entstammt den Recherchen von Studenten am Myanmar Institute of Theology (MIT). Es wurde im Jahr 2010 geschrieben.)
U Ohn Kyaw lebt im Irrawaddy Delta und stellt jetzt “Mua Mua Lay” Snacks her. Er war früher Cartoonist und entschloss sich, den Beruf zu wechseln, nachdem er als Zeichner nicht erfolgreich war. Bevor er den neuen Beruf begann, betrieb er Marktforschung, las Magazine zu wirtschaftlichen Fragen und entschloss sich, ein Produkt herzustellen, das sich lange auf dem Markt halten würde. Es handelt sich um «pickled tea” – Teeblätter mit einigen Zutaten wie gebratenen Kichererbsen, Sesamsamen und Knoblauch. Die Leute bereiten sich daraus traditionell einen “pickled tea»-Salat, indem sie die eingelegten Teeblätter mit den genannten Zutaten und getrockneten Shrimps mischen. Dann wird ein wenig Sesamöl darüber gegossen.
Um auf dem Markt erfolgreich zu sein, verteilte er zuerst Proben seiner Produkte und holte dazu Meinungen von Kunden ein. Danach veränderte er das Produkt. Außerdem kümmerte er sich um die Werbung und fertigte Plakate an.
U Ohn Kyaw ist mit seinen Produkten zufrieden, denn seine Kunden zeigen ihre Anerkennung, und er ist engagiert, immer neu frischen “pickled tea” zu produzieren. Ob es Konkurrenz gibt oder nicht – er bemüht sich, sein Produkt so perfekt wie möglich herzustellen. Er empfiehlt anderen, ihr Geschäft gründlich zu studieren bevor sie damit beginnen, wenn es erfolgsversprechend sein soll.
Handel
Der größte Teil des Exporthandels wird bisher über den Hafen von Yangon abgewickelt. Daneben gibt es Häfen in Sittwe (Rakhine Staat), Pathein (Ayeyawady Region) und Mawlamyine (Mon Staat). In Dawei ist ein großer Tiefseehafen geplant. Das Projekt wurde 2013 aus verschiedenen Gründen vorübergehend gestoppt.
Die Bedingungen für den Inlandshandel sind durch die zahlreichen Straßen und Brücken, die seit 1988 gebaut wurden, stark verbessert worden. Die Infrastruktur ist aber immer noch schwach. Besonders auffällig ist, dass Myanmar im Unterschied zu allen Nachbarländern weder durch eine Eisenbahn- noch eine ausgebaute Straßenverbindung mit seinen Nachbarländern verbunden ist. Die Regierung hat gemeinsam mit der UN-Organisation ESCAP (Economic and Social Commission for Asia and the Pacific) ambitionierte Pläne die Handelsrouten innerhalb des Landes als auch die Verbindungen zu den Nachbarländern auszubauen. Negative soziale und ökologische Folgen werden dabei nicht ausbleiben, welche zu neuen Konflikten in der Region führen könnten.
Die wichtigsten Partner des Außenhandels sind China, Thailand, Indien, Singapur, Malaysia, Indonesien, Japan und Südkorea. 2019 stieg das Handelsdefizit im Vergleich zum Vorjahr auf 6,1 Milliarden US $. Der Außenhandel betrug 44,1 Milliarden US$ (25,1 Mrd. US$ Importe und 19,0 Mrd. US$ Exporte). Die Importe sind im Vergleich zum Jahr 2018 in 2019 um 10,8 Prozentpunkte gestiegen.
Arbeitsmigranten
Die schlechte sozioökonomische Situation hat dazu geführt, dass viele Myanmaren ins Ausland gehen. Schon in der sozialistischen Periode gab es eine Reihe von Birmanen, die als Seeleute arbeiteten. Dieser Trend hat sich fortgesetzt. Mehrere Unternehmen bilden in Myanmar seemännischen Nachwuchs aus.
Mittlerweile vermitteln eine Vielzahl von Agenturen myanmarische Arbeitskräfte vor allem in andere südostasiatische Länder, insbesondere nach Thailand, Malaysia und Singapur, sowie in den Nahen Osten. Allein in Thailand leben schätzungsweise mehr als 2 Million Arbeitsmigranten. Insgesamt wird geschätzt, dass 10% der Bevölkerung im Ausland arbeiten. Ihre Überweisungen an ihre Familien in Myanmar tragen erheblich zum Bruttosozialprodukt des Landes bei. Damit steht das Land vor ähnlichen Problemen wie andere Länder mit einem hohen Anteil an Arbeitsmigranten. Den Forderungen nach einem besseren Schutz der Migranten aus den Entsendeländern durch verbindliche Abkommen innerhalb des ASEAN-Bündnisses sind noch keine konkreten Schritte gefolgt.
Wirtschaftspolitik
Die Wirtschaftspolitik der Militärregierung nach 1988 war erratisch und hatte außer dem Ziel, die nationale Einheit zu fördern, keinerlei klare Linie. Außerdem fehlte es an Expertise. Es lässt sich immer noch nicht absehen, ob die neuen Regierungen nach dem «Systemwechsel» von 2011 und dem Machtwechsel von 2015 in der Lage sein werden, Rahmenbedingungen zu schaffen, die es ermöglichen, ein nachhaltiges wirtschaftliches Wachstum zu erreichen.
Am 19.6.2012 umriss Präsident Thein Sein in einer Rede die Ziele der neuen zivilen Regierung. Angestrebt wurde ein Wirtschaftswachstum von 7,7% in den nächsten Jahren, eine Verringerung des landwirtschaftlichen Sektors am BIP zugunsten einer Erhöhung des industriellen Sektors und eine Verdreifachung des Pro-Kopf-BIP in den nächsten vier Jahren. Dazu sollen Staatsbetriebe privatisiert und ausländische Investitionen ins Land geholt werden. Im Ausland lebende Bürger mit den nötigen Erfahrungen und Qualifikationen wurden eingeladen, ins Land zurückzukehren. Zudem wurde eine Verminderung des Haushaltsdefizits angekündigt. Das Ziel des Wirtschaftswachstums wurde erreicht, andere Ziele – wie die drastische Erhöhung des Pro-Kopf- BIP – nicht.
Um die Industrieproduktion anzukurbeln, waren schon nach 1990 eine Reihe von Industriezonen bzw.
-parks eingerichtet worden, in denen Firmen unterschiedlicher Größe angesiedelt wurden. Eine der ambitioniertesten war das Großprojekt «Dawei Development» im Süden des Landes. An ihm lässt sich die Problematik der Realisierung von ambitionierten Projekten ablesen. Am 2. November 2010 wurde ein Grundsatzabkommen zwischen der thailändischen Firma Italian-Thai-Development und der myanmarischen Regierung zur Verwirklichung des Großprojektes «Dawei Development» geschlossen. Hierbei handelt es sich um ein Entwicklungsprojekt in Tanintharyi (Tenasserim) mit dem Bau eines Tiefseehafens, eines 250 km² großen Industriegebietes und einer direkten Straßenanbindung (180 km) nach Thailand. Unter anderem sollen Großkraftwerke, Stahlwerke, Düngemittelfabriken, petrochemische Industrien und Werften entstehen. Im Januar 2011 begannen die Arbeiten am Tiefseehafen. Aufgrund finanzieller Schwierigkeiten wurden sie kurz darauf unterbrochen, bevor im 2015 der Abschluss eines Vertrages mit Japan als drittem Partner das Projekt in einer verkleinerten Form wieder ins Gespräch brachte.- Ein anderes Großprojekt ist in Kyaukphyu im krisengeschüttelten Rakhine geplant.
Im November 2012 wurde nach längeren Beratungen ein neues Foreign Investment Law verabschiedet, das Auslandsbeteiligungen bis zu 100% ermöglicht und von ausländischen Beobachtern überwiegend begrüßt wurde.
Aung San Suu Kyi verkündete im Juli 2016 ein 12-Punkte-Programm der neuen Regierung, in dem die Grundsätze ihrer Wirtschaftspolitik formuliert wurden. Entsprechend dem Schwerpunkt der Regierung auf die nationale Versöhnung wurde die Transparenz in der Nutzung der Ressourcen des Landes an erste Stelle gesetzt. Nach einem Jahr Amtszeit der neuen Regierung waren die Beobachter skeptisch, was das bisher Erreichte angeht.
Entwicklung und Entwicklungspolitik
Nationale Entwicklungsanstrengungen
Dem Ziel der Armutsreduzierung ist Myanmar in den letzten Jahren ein Stück näher gekommen. Nach einem Bericht der Weltbank sank die Armutsrate auf dem Land zwischen 2004/2005 und 2015 von 32,1% auf 19,4%, in städtischen Gebieten sogar von 21,5% auf 9%. Ein Schwerpunkt der Aktivitäten liegt daher auf einer Reduzierung der Armut in ländlichen Gebieten. Die regionalen Unterschiede innerhalb Myanmars sind sehr hoch.
Nach der Regierungsübernahme durch die NLD im April 2016 wurden zwei neue Agenturen geschaffen, mit deren Hilfe die ausländische Hilfe besser koordiniert werden soll; eine Development Assistance Coordination Unit (DACU) auf Seiten Myanmars und die Cooperation Partners Group (CPG) seitens der internationalen Gemeinschaft. Ein Schwerpunkt soll auf der Verbesserung der Infrastruktur liegen.
Internationale Entwicklungsanstrengungen
Zwischen 1988 und 2011 ist die Entwicklung Myanmars vor allem vom großen asiatischen Nachbarn, China, mitbestimmt worden, nachdem der größte Geber von ODA, Japan, seine Hilfen nach den Unruhen einstellte. In den folgenden Jahren nahm Japan die Hilfen weitgehend wieder auf, indem es eine Zuckerbrot-und-Peitsche Politik – mit einem Schwerpunkt auf dem Zuckerbrot – praktizierte.
Zugleich gab es eine Reihe von privaten japanischen Organisationen, die in Myanmar tätig waren und sind. Der Westen beschränkte sich dagegen aufgrund der Boykottpolitik auf humanitäre Hilfe. Die Bundesrepublik Deutschland etwa unterstützte eine Reihe internationaler Aktivitäten und im Lande tätige deutsche NGOs und führte über die Botschaft im Land Kleinprojekte durch.
Auch hier hat das Land im Vergleich zu den südostasiatischen Nachbarländern schlecht abgeschnitten. Im Jahr 2011 erhielt Myanmar nur 8 US-$ pro Einwohner an internationaler Hilfe. Seit dem Antritt der neuen Regierung im März 2011 hat sich die Hilfe deutlich erhöht. Inwieweit die Hilfen auch tatsächlich greifen ist offen.
Ab 2012, nach der Teilnahme der NLD an den Nachwahlen im April 2012, wurden die westlichen Sanktionen nach und nach ausgesetzt. Die EU hob sie im April 2013 mit Ausnahme des Verbots von Waffenlieferungen auf. Der Pariser Club, eine Gemeinschaft internationaler Kreditgeber, beschloss im
Januar 2013, die Schulden Myanmars um über die Hälfte zu reduzieren. Insgesamt wurden 6 Milliarden USD Schulden erlassen. Japan entschied zudem, dem Land neue Kredite zu gewähren.
Auch die Weltbank, die sich nach 1988 aus Myanmar zurückgezogen hatte, eröffnete im Juni 2012 wieder ein Büro im Land. Die Asian Development Bank (ADB) fördert schon seit längerem Projekte in Myanmar und wird ihr Engagement verstärken. Dasselbe gilt für andere Organisationen sowie UN- Organisationen wie z.B. die schon lange im Land tätige Entwicklungsorganisation UNDP.
Deutsche Entwicklungsanstrengungen
Birma war bis 1988 ein Schwerpunkt der deutschen Entwicklungszusammenarbeit. Zudem wurden Kredite gegeben, woraus erhebliche Altschulden resultieren, die aber vor dem Hintergrund der jüngsten Beschlüsse des Pariser Clubs jetzt teilweise erlassen werden können. Rund 546 Millionen Euro, was ca. die Hälfte der Gesamtschulden Myanmars an Deutschland ausmacht, wurden erlassen. Damit ist eine Grundlage gegeben, das Land auch wieder in die Hermes- Exportkreditversicherung einzubeziehen. Nach der Suspendierung der Sanktionen bereitete sich auch Deutschland auf eine Wiederaufnahme der Entwicklungszusammenarbeit in Koordination mit anderen europäischen Ländern vor. 2012 reisten einige Prüfmissionen ins Land, die sich mit Hilfen für den Bankensektor und das Berufsschulwesen befassten.
Dabei wurde u.a. beschlossen, dass an das vor 1988 mit deutscher Hilfe aufgebaute Berufsbildungszentrum in Sinde in Mittelmyanmar wieder Experten geschickt werden sollen. Gleichzeitig soll ein landesweites TVET-Programm des Erziehungsministeriums unterstützt werden. Von den vielen vor 1988 geförderten Projekten wird – mit Hilfe von Mitteln, die von der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) zur Verfügung gestellt werden
– auch die Eisenbahnwerkstätte in der Nähe von Mandalay wieder gefördert.
Von den deutschen NGOs sind außer Brot für die Welt – Evangelischer Entwicklungsdienst und Misereor, die schon immer Hilfen – zunächst über die Kirchen des Landes – ins Land brachten, die Welthungerhilfe und die Malteser im Land vertreten. 2012 entsandte die Sparkassenstiftung eine deutsche Mitarbeiterin ins Land, um ein schon 2011 begonnenes Projekt im Mikrofinanz-Bereich zu intensivieren. Von den politischen Stiftungen nahm die Friedrich-Ebert-Stiftung eine Vorreiterrolle ein. Sie unterhält ein lokales Büro mit mehreren Ortskräften und einem deutschen Repräsentanten. Schon vorher hatte die Hanns-Seidel-Stiftung 2012 einen deutschen Repräsentanten ins Land geschickt. Die Konrad-Adenauer-Stiftung ist seit Anfang 2014 mit einem Büro im Land vertreten, die Heinrich-Böll-Stiftung steuerte ihre Programme für Myanmar lange Zeit von ihrem Büro in Bangkok aus, ist seit 2016 aber auch mit einem Repräsentanten im Land vertreten. Die GIZ hat 2012 ein Büro in Yangon eröffnet und baut in Taunggyi ein Regionalbüro auf. Die Johanniter haben ihr Regionalbüro für Südostasien in Yangon eingerichtet. Ende 2013 und Anfang 2014 haben der Weltfriedensdienst und die Kurve Wustrow die ersten Friedensfachkräfte nach Myanmar entsandt, die im Rahmen des vom Bund geförderten Zivilen Friedensdienstes im Lande arbeiten werden.
Besuch des Bundespräsidenten 2014
Vom 9. bis 12. Februar 2014 stattete Bundespräsident Gauck Myanmar einen offiziellen Besuch ab und signalisierte damit den Neubeginn in den deutsch-myanmarischen Beziehungen, die nach dem Militärputsch von 1988 von deutscher Seite weitgehend eingefroren worden waren. In der Hauptstadt Naypyidaw traf Gauck den damaligen myanmarischen Präsidenten Thein Sein, den Sprecher des Parlaments, Thura Shwe Mann, und Aung San Suu Kyi.
In Yangon eröffnete Gauck eine Zweigstelle der deutschen Handelskammer. Das Büro des Ostasiatischen Vereins wurde gleichzeitig endgültig geschlossen. Weiter gab der Präsident den Startschuss für das neue Goethe-Institut in einem historischen Gebäude. Außerdem hielt er – wie vor ihm schon Präsident Obama – eine Rede in der Universität von Yangon. Hier wie auch sonst ermutigte er die Zuhörer, den begonnenen Reformprozess trotz aller noch möglichen Schwierigkeiten fortzusetzen und sagte deutsche Unterstützung zu.
Aung San Suu Kyi kam dann Anfang April für einige Tage nach Berlin, um dort den Internationalen Willy-Brandt-Preis entgegenzunehmen. Bei dieser Gelegenheit traf sie auch den Bundespräsidenten sowie Kanzlerin Merkel.
Thein Sein 2014 in Deutschland
Am 3. und 4. September 2014 besuchte Präsident Thein Sein im Rahmen einer Europareise die Bundesrepublik. Er traf dabei u.a. mit Bundeskanzlerin Merkel und Bundespräsident Gauck zusammen. Am 3. September wurde im Lichthof des Auswärtigen Amtes eine Ausstellung aus Anlass des 60. Jahrestages der Aufnahme diplomatischer Beziehungen zwischen der Bundesrepublik und Birma eröffnet, an der der Präsident aber nicht teilnahm.
Der Urheber ist auf dem Länderportal der GIZ nicht erwähnt gewesen. Ich habe die GIZ informiert, dass ich in meine touristischen Webseiten das wertvolle Wissen einpflege. Jede Unterstützung für Myanmar ist willkommen. Vor allem in Bezug auf Bilder und aktuelle Infos freue ich mich auf Hilfe.