Medien
Schon vor der Lockerung der Zensur nach dem Regierungsantritt von Präsident Thein Sein gab es eine große Pressevielfalt. Etwa 100 Wochenzeitungen und viele monatlich erscheinende Magazine berichteten über eine Fülle von Themen, darunter auch über aktuelle politische und wirtschaftliche Entwicklungen. Täglich erschienen aber nach wie vor nur die staatlich kontrollierten Zeitungen Myanma Alin (New Light of Myanmar) und Kyemon (Spiegel), erstere auch in englischer Übersetzung (Heute: The Global New Light of Myanmar). Die einzige über lange Zeit in englischer Sprache erscheinende Wochenzeitung war die 2000 gemeinsam von einem australischen Journalisten und einem birmanischen Counterpart gegründete Myanmar Times, die seit März 2015 täglich erscheint. Aufgrund von Strafverfahren gegen beide Gründer ist die Zeitung mittlerweile in andere Hände übergegangen.
Im August 2012 wurde die Pressezensur offiziell aufgehoben. Seit dem 1. April 2013 erscheinen auch andere Tageszeitungen als die von der Regierung kontrollierten. Dabei haben sich nicht alle Zeitungen, für die eine Lizenz genehmigt wurde, auf dem Markt halten können. Es gibt große Probleme der Finanzierung und beim Vertrieb. Einen kritischen Überblick über die Entwicklung der Medien geben die Organisationen «Reporter ohne Grenzen» und Freedom House. In der aktuellen Rangliste aus 2020 nimmt Myanmar Platz 139 von 169 ein.
Rundfunk
Die Ausstrahlung von Radiosendungen in Birma begann 1936. Von der Unabhängigkeit bis heute steht der Rundfunk unter staatlicher Kontrolle. Unter der Bevölkerung ist daher die Glaubwürdigkeit der Sender gering. Daher spielen Sender, die vom Ausland in birmanischer Sprachen Nachrichten senden wie BBC, Voice of America und Democratic Voice of Burma (DVB) mit Hauptsitz in Oslo für die Meinungsbildung im Lande eine große Rolle. In jüngster Zeit sind Vertreter dieser Medien, die der Militärregierung des Landes sehr kritisch gegenübergestanden haben, auch im Lande mit offiziellen Korrespondenten und Trainingsprogrammen vertreten. Es gibt Pläne, zusätzlich zu den schon bestehenden Radiostationen auch Regionalsender einzurichten, deren Programme über Satelliten ausgestrahlt werden. Das 2015 verabschiedete Rundfunkgesetz unterstellt den Rundfunk der direkten staatlichen Kontrolle.
Fernsehen
Das ebenfalls staatliche Fernsehen hat fünf Kanäle, unter ihnen einen für die ethnischen Minderheiten. Seit 2005 sendet auch die Democratic Voice of Burma ein Fernsehprogramm nach Myanmar. Ausländische Fernsehprogramme wie etwa auch die Deutsche Welle können über Satelliten frei empfangen werden.
Internet
Der Zugang zum Internet ist überall möglich. Auf Grund der fehlenden Infrastruktur ist die Übertragungsgeschwindigkeit aber teilweise sehr gering. Seit der Liberalisierung der Medien im Jahr 2012 hat die Zahl der Internet-Cafés stark abgenommen. Trotz der Aufhebung der Zensur für Online- Nachrichten kann die Regierung das Internet nach wie vor kontrollieren.
Pluralismus und Streben nach Einheitlichkeit
Zentrum der birmanischen Kultur war in der Zeit der Könige der Hof des jeweiligen Machtzentrums. Literatur und Theater sowie die überwiegend religiösen Zwecken dienenden bildenden Künste wurden vom König protegiert, aber auch kontrolliert. Mit dem Beginn der Kolonialzeit entstand zuerst einmal ein Vakuum, das dann ab Anfang des 20. Jahrhunderts durch verschiedene Formen der Auseinandersetzung mit westlicher Kultur gefüllt wurde. Der dabei entstandenen Vielfalt von neuen kulturellen Formen stand immer die Notwendigkeit einer kulturellen Einheit gegenüber, die als Rahmen für einen kulturellen Pluralismus dienen konnte. Ein Produkt dieser Spannung, die sich als kulturelle Seite der politischen Situation des Landes seit der Kolonialzeit verstehen lässt, war die Einführung einer Zensurpolitik mit entsprechenden Kontrollbehörden, deren Vorformen schon in der «demokratischen» Periode bis 1962 entwickelt wurden und die erst im August 2012 formell abgeschafft wurde. Diese Problematik wurde mit dem Erreichen der Unabhängigkeit dadurch verstärkt, dass jetzt die Kulturen der ethnischen Minoritäten hinzu kamen, die in der Kolonialzeit von der birmanisch-buddhistischen Mehrheitskultur getrennt gehalten worden waren. Eine Hauptforderung der Führer der ethnischen Minderheiten ist die Respektierung ihrer Kulturen, was angesichts der Vielzahl von Ethnien und ihren Sprachen eine schwer zu erfüllende Herausforderung darstellt. Die folgenden Darstellungen beschränken sich auf einige Hinweise zur birmanischen «Hochkultur».
Literatur
Kurz nach der Jahrhundertwende erschien der erste birmanische Roman, eine Adaption des “Grafen von Monte Christo” von Dumas, womit die Grundlage für eine im Land bis dahin nicht bekannte Literaturgattung gelegt wurde. Im Jahr 1911 gründeten westlich gebildete Birmanen und im Land arbeitende Ausländer die Burma Research Society, die sich der Aufgabe widmete, die verschiedenen Aspekte der Kulturen Birmas zu erforschen und darzustellen. Bis zu Ihrer Auflösung Mitte der 1970er Jahre im Zuge der sozialistischen Politik der Isolation des Landes gab sie ein Journal heraus.
Der heute als Nationaldichter verehrte Thakin Kodaw Hmine (1876-1964) spielte eine zentrale Rolle als Bewahrer der genuin buddhistisch-birmanischen Traditionen. Er war als Kind Zeuge der Deportierung des letzten birmanischen Königs und versuchte in seinen späteren Schriften, die alten im Buddhismus begründeten Traditionen des Landes mit den Anforderungen der damaligen Welt in Einklang zu bringen. Wie viele andere Künstler, war auch er politisch tätig. Vor dem Antikolonialkrieg war er Patron der «Wir-Birma»-Bewegung und reiste nach dem Krieg zu Friedenskonferenzen vor allem in den Ostblock.
Anlässlich einer in Ost-Berlin durchgeführten Augenoperation wurde ihm ein Orden der DDR verliehen. In Moskau hatte er schon vorher den Lenin-Orden erhalten.
Neben einer Literatur, die mit neuen Formen experimentierte, entstand im Zuge des nationalistischen Kampfes für die Unabhängigkeit eine Literatur im Dienste des Freiheitskampfes und nach dem 2. Weltkrieg der Förderung des Aufbaus einer neuen Nation unter verschiedenen politischen Vorzeichen. Dabei steht bis heute die “Hochkultur” der ethnischen Birmanen im Vordergrund, während die vielen ethnischen Kulturen offiziell eher ein folkloristisch getöntes Schattendasein führen. Eine Ausnahme sind die Bemühungen des Schriftstellers und Verlegers Ludu (“Volk”) U Hla (1910-1982) und seiner Frau Daw Amah (1914-2008), eine umfassende Sammlung von Volkserzählungen einer Vielzahl von Ethnien zusammenzustellen. Aufgrund der Tatsache, dass sich das Ehepaar immer in Opposition zu der jeweiligen Regierung befand, konnten diese Bemühungen nicht öffentlich wirksam werden.
Birmanische Schriftsteller sind im Ausland kaum bekannt. Das hängt mit der langjährigen Isolierung des Landes zusammen und dem daraus resultierenden Mangel an Übersetzern. Zudem sind anspruchsvolle birmanische Texte oft schwer in eine andere Sprache zu übersetzen. So gibt lediglich eine bescheidene Reihe von Übersetzungen birmanischer Kurzgeschichten und einiger Romane. Die Werke des Nationaldichters Thakin Kodaw Hmine sind aber bisher auf Grund seines höchst extravaganten Stils bisher nicht übersetzt worden.
Die vielfältige literarische Szene, die nach Erlangung der Unabhängigkeit eine Blüte erlebte, wurde in der sozialistischen Periode nach 1962 dadurch stark eingeschränkt, dass gesellschaftskritische Werke nicht erscheinen konnten, und Schriftsteller aufgerufen wurden, am Aufbau des birmanischen Sozialismus mitzuwirken. Damit wurde die Tendenz zur Produktion von Prosa zu allgemein menschlichen Themen wie Liebe und Leidenschaft sowie zum Schreiben von Gedichten, das von vielen Birmanen praktiziert wird, gefördert. 2013 wurde auch in Myanmar ein PEN-Zentrum eröffnet. Das Zentrum hat zwei Schwerpunkte: Die Fortsetzung des Kampfes für Meinungsfreiheit und die Revitalisierung myanmarischer Literatur.
Bildende Kunst und Architektur
In Birma gab es schon immer eine lebhafte Kunstszene mit zahlreichen Ateliers und Kunstgalerien. Bis 1988 wurde hier überwiegend im traditionellen Stil gemalt. Hauptmotive waren Pagoden, Landschaften und Personendarstellungen, die für den lokalen Markt und die wenigen ausländischen Touristen produziert wurden. Nach der 1988 vollzogenen Öffnung verstärkte sich die Tendenz hin zu den schon vorher versuchten experimentellen Kunstformen, aber die Vorliebe blieb vor allem auf dem Gebiet der Malerei. Es gibt eine Fülle von Kunstgalerien. Die prominente Pansodan Galerie in Yangon informiert regelmäßig und kompetent über kulturelle Ereignisse und künstlerische Aktivitäten im Land.
Ein Blick auf die Gebäude der neuen Hauptstadt Naypyidaw als auch auf viele repräsentative Gebäude in Yangon (Rathaus, Bahnhof) zeigt, dass immer noch die Vorbilder des Baustils aus der Zeit der birmanischen Könige prägend sind. Eine «moderne» Architektur hat sich in Myanmar noch nicht entwickeln können. Der Yangon Heritage Trust wurde 2012 gegründet und ist eine Nichtregierungsorganisation, die sich für die Erhaltung der historischen Architektur von Yangon einsetzt.
Theater und Kino
Das Land hat eine große Tradition des Puppentheaters und Schauspiels. Beide haben mit dem Vordringen von Rundfunk und Fernsehen an Bedeutung verloren. Es gibt in Myanmar nur noch eine Handvoll guter Puppenspieler und kaum Plätze, an denen regelmäßig Aufführungen stattfinden. Die traditionellen Theatergruppen haben beinahe vollständig aufgehört zu existieren. Bei religiösen Feiern gibt es aber eine ganze Reihe von lokalen Künstlern, die die alten Traditionen weiterleben lassen. Die Kunst des klassischen Tanzes wird eher für Touristen weiter kultiviert.
Es gibt eine zunehmend große Filmwirtschaft, die aber überwiegend Unterhaltungsfilme produziert. Die mit deutscher Hilfe geförderte Yangon Film School bildet myanmarische Filmemacher aus.
Buddhistische Religion
Frühere Reisende haben Birma das «Lieblingsland Buddhas» genannt. In kaum einem anderen Land prägen die Bauwerke und die Repräsentanten dieser Religion, die Mönche, das Bild der Landschaft und des alltäglichen Lebens. Symbol der Symbiose von Buddhismus und Gesellschaft ist die Almosenschale, über die zwischen Laien und Mönchen ein Austausch von geistlichen und weltlichen Gütern stattfindet. Die vom Mönch durch die Annahme der Speise übermittelte geistliche Gabe, der religiöse Verdienst, der einen Aufstieg im Kreislauf der Wiedergeburten verspricht, ist dabei wertvoller als die materielle Spende. Der Bau zahlreicher Pagoden, anderer religiöser Bauwerke und das Aufstellen von Buddhafiguren dienen ebenso dem Erwerb von Verdiensten.
Die enge Verflechtung von materiellem und geistlichem Leben zeigt sich in fast allen Pagoden, in denen für alle Bedürfnisse des menschlichen Lebens immer etwas angeboten wird. Die folgende Bilderstrecke zeigt das am Beispiel einiger Szenen, die dem Besucher begegnen, wenn er den Mandalay-Hügel zu Fuß besteigt. (Es gibt auch einen Fahrstuhl, eine Rolltreppe und die Möglichkeit, mit einem Verkehrsmittel bis in die Nähe der Spitze des Hügels zu kommen).
In der Verfassung von 2008 wird der Buddhismus als die Religion “anerkannt”, zu der sich die große Mehrheit der Bürger der Union bekennt. Christentum, Islam und Hinduismus werden ebenso “anerkannt”. Eine Unterstützung jeder einzelnen Religionen ist möglich, jede Nutzung von Religion zu politischen Zwecken wird dagegen unter Strafe gestellt. Damit wird der kaum zu unterschätzenden Bedeutung des Buddhismus für Kultur und Gesellschaft Myanmars Rechnung getragen. Zugleich wird damit ein Problem der Dominanz des Buddhismus angedeutet. Sowohl der Buddhismus wie das Christentum sind in der Vergangenheit zu politischen Zwecken genutzt worden, wodurch die ethnischen Spannungen im Lande noch verstärkt wurden.
Das traditionelle politische Modell des Landes ist das Ideal des Dhammraja, des Herrschers, der sich am Dhamma, der Lehre des Buddha, orientiert, und auf dieser Grundlage für ein gutes Leben auch der Untertanen sorgt. Ein Problem dieses Konzeptes ist, dass ein tugendhafter König im Prinzip bis zu seinem Ableben herrscht. Es gibt also, anders als in den westlichen Demokratien, keine klare Regelung für den Übergang von einem Regierungschef zum nächsten.
Die Nats
Es gibt unzählige von diesen, dem Animismus entspringenden «Geistern», die in Gebäuden, Bäumen, Gewässern und anderen Orten wohnen. Am bekanntesten sind die 37 Nats. Sie repräsentieren Personen, die gewaltsam zu Tode gekommen sind, und die – ähnlich wie Heilige in anderen Religionen – um Rat und Hilfe gebeten werden können. Dabei spielen Medien eine Rolle, die die Verbindung zu den Nats herstellen. Zu Ehren der Nats werden oft große Feste gefeiert. Sie repräsentieren die Welt der täglichen Sorgen und Probleme und auch der politischen Auseinandersetzungen, während der ihnen übergeordnete Buddha den Weg aus den Leiden dieser Welt weist.
Der Sangha, die Gemeinschaft der Mönche
Da die Mönche sich nach den im Tripitaka (Dreikorb) der buddhistischen Schriften festgehaltenen Regeln in ihren Aktivitäten auf die geistliche Ebene beschränken sollen, ist ihre weltliche Ordnung eine Angelegenheit der jeweiligen Regierung. Diese hat unter anderem darüber zu wachen, dass die Einheit der Mönchsgemeinschaft nicht nachhaltig beschädigt wird, da die Lehre des Buddha unteilbar ist und sich diese Einheit im konservativen Theravada-Buddhismus auch in der Einheit des Sangha widerspiegeln muss. Zu Zeiten der Könige gab es einen obersten Patriarchen, der dem König die Legitimität seiner Herrschaft bestätigte und ihn hinsichtlich des Wohlergehens des Sangha beriet.
Dazu gehörten auch Ratschläge, wie Auswüchsen in der Gemeinschaft der Mönche begegnet werden konnte. Diese Doppelrolle des Regenten, die buddhistische Religion zu schützen und gleichzeitig zu reinigen, ist auch im modernen Birma/Myanmar fortgesetzt worden.
Mit dem letzten Religionsgesetz von 1980 wurde die Anzahl der Gruppen, die sich innerhalb des Sangha bilden können, auf neun begrenzt. Es gibt derzeit etwa 500.000 Mönche, wobei in der buddhistischen Fastenzeit zwischen Juli und Oktober die Zahl wegen der Aufnahme von Novizen stark zunimmt. Die einzelnen Klöster organisieren sich im Austausch mit den Laien, die sie materiell unterstützen, weitgehend selbst.
Dabei spielen die Interessen der jeweiligen Äbte eine besondere Rolle. Ein oberster Mönchsrat repräsentiert die Einheit des Sangha. 2007 beschied er, dass die Demonstrationen der Mönche nicht mit der Lehre des Buddha übereinstimmten und rechtfertigte damit das gewaltsame, wenn auch relativ milde, Eingreifen der Staatsmacht. Dieses Eingreifen hat dennoch das Ansehen des Militärs in der Bevölkerung stark beschädigt.
Rituale
Mönche werden bei den Wendepunkten des Lebens hinzugezogen. Dem Besucher des Landes wird dabei die Shin-byu Zeremonie besonders auffallen. Sie findet statt, wenn ein Junge im Alter von
11-15 Jahren eine Zeitlang ins Kloster geht, um dort in die Grundlagen des Buddhismus eingeführt zu werden. Das Ritual ahmt den Weg des als Prinz geborenen späteren Buddha nach, der auf seinem Weg in die Hauslosigkeit auf der Suche nach der Ursache des weltlichen Leidens und seiner Überwindung seine Familie verließ und sich die Haare abschnitt. Zu Beginn der Zeremonie wird der junge Mann wie ein Prinz gekleidet und zu einem Kloster begleitet. Dort werden ihm die Haare abgeschnitten und er erhält eine Mönchsrobe.
Diese Zeremonie ist für einen jungen buddhistischen Birmanen der entscheidende Initiationsritus und bringt für ihn und seine Familie ein hohes Maß an Verdienst. Zudem wird für eine solche Feier sehr viel Geld ausgegeben.
Astrologie und Lebenshilfe
Dem Besucher der großen Pagoden des Landes werden die verzierten Pfeiler auffallen, vor denen Buddhastatuen mit Wasser begossen werden.Es gibt jeweils acht dieser Pfeiler, die den 7 Wochentagen entsprechen, wobei der Mittwoch zweigeteilt ist. Jeder Birmane kennt den Wochentag, an dem er geboren ist, und nutzt dieses Wissen, um sein Leben günstig zu beeinflussen. Den Wochentagen sind Himmelrichtungen, Planeten und Tiere zugeordnet, wobei sich eine dreifache Systematik aus Kosmologie, Astrologie und Psychologie ergibt, aus der sich Aussagen über die Zukunft ableiten lassen. Zum Beispiel gelten Heiraten zwischen Personen, von denen der eine am Sonnabend (Naga – Drache) und am Donnerstag (Ratte) geboren sind, als unglückbringend, da sich die beiden Tiere nicht vertragen.
Andere Religionen
Christentum, Islam, Hinduismus und Animismus
Während der Buddhismus Elemente des animistischen Geisterglaubens integriert hat, ist das Verhältnis des Buddhismus zu den anderen «Hochreligionen» gespannt. Das hängt im Wesentlichen mit der jüngeren Geschichte des Landes zusammen. Christen gibt es in nennenswerter Anzahl erst, seitdem unter der britischen Besetzung animistische Bewohner verschiedener Ethnien von westlichen Missionaren bekehrt wurden.
Adinoram Judson (1788-1850) spielte dabei eine besondere Rolle. Er war ein amerikanischer Baptist, der im Jahr 1813 in Birma eintraf. Er lernte die Sprache, um Traktate zu verfassen, übersetzte die Bibel ins Birmanische (seine Frau konnte allerdings fließender sprechen) und schrieb das erste birmanisch-englische Wörterbuch.
Bekehrungen unter den buddhistischen Birmanen waren selten. In den ersten 12 Jahren wurden 18 Birmanen getauft. Der missionarische Erfolg kam nach dem ersten anglo-birmanischen Krieg. Während des Krieges saß er im Gefängnis (siehe Bild), nach Kriegsende dolmetschte er bei den Friedensverhandlungen und der Abfassung des Friedensvertrages (der die Überschrift
„Freundschaftsvertrag“ trug). In der den Briten überlassenen Provinz Tenasserim (Tanintharyi) wurden zahlreiche animistische Karen bekehrt. Damit wurde die Grundlage für einen bis heute andauernden ethnisch-religiösen Konflikt gelegt. Das 200-jährige Jubiläum von Judsons Eintreffen in Birma wurde von den birmanischen Baptisten, der größten protestantischen Denomination, und ihren ausländischen Freunden im Jahr 2013 groß gefeiert.
Muslime und Hindus kamen schon in den früheren Zeiten der Geschichte des Landes als Kaufleute ins Land. Ihre Anzahl nahm ab Mitte des 19. Jahrhunderts durch die Zuwanderung zahlreicher Wanderarbeiter nach Birma stark zu. Außerdem wurden viele Inder von den Briten in der Kolonialverwaltung, im Sicherheitsapparat und in der Armee beschäftigt. Im Zweiten Weltkrieg versuchten viele Inder, nach Indien zu fliehen. An die 100.000 von ihnen starben dabei. In der sozialistischen Periode verließen zahlreiche Inder das Land, nachdem die Privatwirtschaft verstaatlicht worden war.
Seit der Kolonialzeit werden vor allem die Muslime als Sündenböcke für eine verfehlte Politik der Regierung angegriffen. Dabei spielen buddhistische Mönche eine zentrale Rolle wie sich 2012 in den Demonstrationen gegen die Rohingyas zeigte. Angesichts der Versuche verschiedener Instanzen in Myanmar, den Buddhismus im ganzen Land zu verbreiten, wird die Religionsfreiheit in Myanmar oft als stark eingeschränkt eingeschätzt, wobei der im Lande verbreitete buddhistische Nationalismus als ein Hauptproblem angesehen wird. Auswärtige Beobachter plädieren für eine differenzierte Betrachtung der Situation.
Der Urheber ist auf dem Länderportal der GIZ nicht erwähnt gewesen. Ich habe die GIZ informiert, dass ich in meine touristischen Webseiten das wertvolle Wissen einpflege. Jede Unterstützung für Myanmar ist willkommen. Vor allem in Bezug auf Bilder und aktuelle Infos freue ich mich auf Hilfe.