«Birmane sein heißt Buddhist sein» – diese landläufig geäußerte Gleichsetzung unterstreicht die Prägung, die Myanmar durch den Theravada-Buddhismus erfahren hat. Pagoden bestimmen weitgehend das Bild der Landschaft und die Lehren Buddhas den Lebensrhythmus der Menschen. Daneben haben es andere Religionen und kulturelle Einflüsse immer noch schwer.
Anteil alphabetisierte Erwachsener 75,6% (2016)
Bedeutende Religionen Buddhismus 87,9%, Christentum 6,2%, Islam 4,3%
Städtische Bevölkerung 30% (geschätzt, 2017)
Lebenserwartung (w/m) 70/63 Jahre (geschätzt, 2018)
Gender Inequality Index Rang 148 von 189 (2018)
Anzahl der Geburten 2,2/Frau (geschätzt, 2017)
Kindersterblichkeit 45/1000 Lebendgeburten (geschätzt, 2020)
Ethnizität und Sprachen
Seit der in der Kolonialzeit durchgeführten Klassifizierung der birmanischen Bevölkerung, die eine Zahl von 135 Ethnien festlegte, hält sich diese Zahl hartnäckig bis heute. Davon sollen allein 52 Untergruppen der Ethnie der Chin im Westen des Landes zugehörig sein. Die damit angedeutete ethnische Vielfalt hat schon früh dazu geführt, Birma als ein “Paradies für Ethnologen” zu bezeichnen.
Linguisten unterschieden drei große Sprachgruppen: tibeto-birmanisch, wozu vor allem Birmanisch, der in Rakhine gesprochene verwandte Dialekt sowie die Sprachen der größeren Ethnien (Kayin, Kachin und Chin) gehören. Weiter werden dem Thai verwandte Tai-Sprachen gesprochen, vor allem von den Shan und schließlich finden sich Mitglieder der austro-asiatischen (Khmer-Mon) Sprachfamilie, deren auch kulturell bedeutendste das Mon ist. Die “Verwandtschaft” ist allerdings eine linguistische Konstruktion, die nichts darüber aussagt, ob die Angehörigen dieser “Familien” sich sprachlich verständigen können oder gar gegenseitig schätzen würden.
Das Fehlen einer gemeinsamen Identität hat Misstrauen zwischen den einzelnen Volksgruppen zur Folge. Auf Seiten der bama-buddhistischen Mehrheit im Land bestehen dabei besonders starke und teilweise rassistische Vorurteile gegen muslimische Südasiaten, worunter die an der Grenze zu Bangladesch lebenden Rohingyas, aber auch alle anderen im Lande lebenden Muslime zu leiden haben, wie die im März 2013 in der mittelbirmanischen Stadt Meiktila begonnenen Ausschreitungen gegen Muslime gezeigt haben.
Nach dem auf die Zeit der Unabhängigkeit des Landes zurückgehende Staatsbürgerrecht von 1982 zählen nur solche Bürger des Landes zu den “ethnischen Nationalitäten”, deren Vorfahren schon 1813, also vor Ausbruch des ersten anglo- birmanischen Krieges, im Lande lebten. Alle später zugewanderten Gruppen gelten als “eingebürgert”, was aber immer noch nicht für die Mehrheit der Rohingyas gilt, die aus offizieller Sicht als Bangladeshis angesehen und als «Bengalis» bezeichnet werden.
Zuverlässige Zahlen über die Größe der einzelnen ethnischen Gruppen gibt es nicht, da der letzte allgemein anerkannte im Land durchgeführte Zensus, der diese Informationen erhob – und veröffentlichte – aus dem Jahr 1931 stammt. Im März und April 2014 hat eine Volkszählung stattgefunden, die hier Klarheit schaffen sollte. Der Plan war höchst umstritten, da von der Zählung eine Verschärfung ethnischer Spannungen erwartet wurde. Im August 2014 wurden die ersten Ergebnisse vorgelegt. Im Juli 2016 wurden die Zahlen veröffentlicht, die Auskunft über die religiöse Zusammensetzung der Bevölkerung enthalten. Die sensitiven Daten über die ethnische Zusammensetzung liegen bis heute nicht vor.
Über die ethnische Vielfalt Myanmars korrekt zu informieren, ist außerordentlich schwierig, da sich die Selbst- und Fremdbeschreibungen der einzelnen Gruppen sehr stark voneinander unterscheiden. Im Folgenden wird versucht, über die neben der dominierenden Gruppe der Bama im Land lebenden ethnischen Minderheiten des Landes, einige kurze Angaben zu machen.
Die hier dargestellten folkloristischen Bilder der Vertreter der ethnischen Gruppen in traditioneller Kleidung stammen aus einer Internet-Präsentation der Regierung und spiegeln eine visuelle Repräsentation der offiziellen Vorstellung von der «Einheit in der Vielfalt» Myanmars wider, die von den meisten ethnischen Gruppen nicht geteilt wird.
Schätzung der Anteile einzelner ethnischen Gruppen an der Bevölkerung nach Wikipedia
Bama | 68% |
Shan | 9% |
Kayin | 7% |
Rakhine | 3,5% |
Chinesen | 2,5% |
Kachin | 2% |
Mon | 1,5% |
Inder | 1,25% |
Kayah | 0,75% |
andere | 4,5% |
Mon
Zusammen mit den Khmer sind sie Nachfahren einer der ältesten Kulturen Südostasiens. Ihr Siedlungsgebiet liegt im südlichen Myanmar. Ein frühes Zentrum ihrer Herrschaft war die zwischen Yangon und Mawlamyine gelegene Stadt Thaton. Nach ihrer Eroberung durch König Anawratha im Jahr 1057 kamen den birmanischen Chroniken zufolge die heiligen Schriften des Buddhismus nach Bagan. Zugleich wurden die Königsfamilie und viele Handwerker in die Hauptstadt des ersten großen birmanischen Reiches gebracht. Die Manuha-Pagode, benannt nach dem unterlegenen Mon-König, ist eine der Sehenswürdigkeiten des heutigen Bagan. Sie steht für den starken Einfluss der Mon auf die Religion und
Kultur der Bamar.
Ein späteres Zentrum des von Mon-Königen beherrschten Reiches war lange Zeit die Stadt Bago (Pegu, Hanthawaddy). Aufgrund der Kriege mit birmanisch dominierten Königreichen flohen viele Mon ins benachbarte Siam, wo es nördlich von Bangkok heute noch viele Mon-Siedlungen gibt. In Myanmar haben sie sich weitgehend assimiliert, versuchen aber, ihre sprachliche und kulturelle Identität zu bewahren. Genaue Angaben darüber, wie viele Bewohner des Landes sich noch als «Mon» bezeichnen, gibt es aktuell nicht.
Einer der berühmtesten Könige der Mon war Dhammazedi (1412-1492). Er war Herrscher eines Reiches in Unterbirma mit der Stadt Bago (Pegu) als Zentrum. Das Reich war eines von mehreren auf dem Boden Myanmars nach dem Fall Bagans und vor dem Beginn des zweiten birmanischen Großreichs unter Bayinnaung. Dhammazedi war ein ethnischer Mon, hatte aber eine Zeitlang am birmanischen Königshof von Innwa (Ava) in Oberbirma gelebt. Er gilt als einer der gerechtesten Herrscher auf birmanischem Boden. Bis zu seiner Thronbesteigung als Nachfolger einer Königin war er Mönch. Er erneuerte den Buddhismus und knüpfte neue Kontakte nach Sri Lanka. Bago war damals eine Küstenstadt. Das Reich von Bago lebte vor allem vom internationalen Handel. Die Dhammazedi-Glocke, die als die größte der Welt gilt, wurde 1484 gegossen, war angeblich 290 t schwer, wurde zur Schwedagon- Pagode gebracht und dort Anfang des 17. Jahrhunderts von dem portugiesischen Söldner de Brito gestohlen, der daraus Kanonen gießen lassen wollte. Das Schiff, das die Glocke trug, sank. Alle bisherigen Versuche, sie zu heben, sind gescheitert. De Brito verlor den Krieg und wurde wegen der Schändung buddhistischer Klöster gepfählt.
Pa-O
Sie leben überwiegend im Shan-Staat und werden von Ethnologen den Karen-Gruppen zugerechnet. Zu ihnen gehören gut eine halbe Million Menschen. Eine politische Organisation und eine eigene Armee kämpften bis 1991 gegen die Regierung. Ein Waffenstillstand verschaffte ihnen wirtschaftliche Konzessionen, u.a. im Tourismussektor. 2009 erfolgte eine Neuorganisation.
Kayin (Karen)
Die verschiedenen Gruppierungen, die unter diesem Namen zusammengefasst werden, bilden nach den Shan wohl die zweitgrößte ethnische Minderheit in Myanmar. Siedlungsgebiete sind die bergigen Regionen an der Grenze zu Thailand – im Nachbarstaat leben ca. 400.000 Karen – und überwiegend das Ayeyarwady-Delta. Die Mehrheit der ursprünglich animistischen Karen sind Buddhisten, eine Minderheit Christen. Zu ihnen gehören mehrheitlich die politischen Führer dieser Ethnie. Einer von ihnen, Dr. San Si Po, schrieb 1928 ein Buch, in dem eine separate Verwaltung für die Karen und die Bamar auf Grund der unterschiedlichen Kulturen gefordert wurde. Während des 2. Weltkrieges kämpften zahlreiche Karen in der britischen Armee gegen die Japaner und ihre birmanischen Verbündeten unter Aung Sans Führung. Nach dem Krieg wurde Aung San aber dennoch von zahlreichen Karen als Führer eines unabhängigen Birma angesehen, u.a. weil seine Frau – die Mutter Aung San Suu Kyis – aus dieser Volksgruppe stammt. Nach Aung Sans Ermordung und der Unabhängigkeit begann die politische Karenorganisation KNU (Karen National Union) einen Kampf für einen unabhängigen Staat namens Kawthoolei. Erst im Januar 2012 wurde ein vorläufiger Waffenstillstand mit der Regierung Myanmars geschlossen.
Einer der bekanntesten Kayin ist Bo Mya (1927-2006), ein Rebellenführer und von 1976-2000 Führer der KNU. Sein Hauptquartier in Manerplaw (Feld des Sieges) lag an der Grenze zu Thailand und war bis zu der Eroberung durch die birmanische Armee im Januar 1995 nach einer Abspaltung der buddhistischen Karen- Bataillone das Zentrum der birmanischen Opposition. Bo Mya selbst war ein 7-Tage-Adventist, der seine Karriere in der britischen Armee im Kampf gegen die Japaner und die Armee Aung Sans begann. 2004 reiste er nach Yangon und verhandelte mit Khin Nyunt über einen Waffenstillstand. Es gab eine Art Gentleman’s Agreement, aber keinen richtigen Frieden. Unter seiner Führung haben die Karen lange Zeit den Grenzhandel zwischen Thailand und Birma kontrolliert und für die Waren, die auf dem Schwarzmarkt in Birma verkauft wurden, Zölle kassiert. Damit finanzierten sie die Verwaltung in den “befreiten Gebieten” sowie ihre Armee.
Kayah (Karenni)
Die Kayah sind ethnologisch mit den Karen verwandt. Die Anerkennung als eigenständiger Staat – im Kayah-Staat leben eine gute Viertelmillion Menschen – der Union von Myanmar verdankt die Volksgruppe einem Abkommen eines Kayah-Führers mit dem birmanischen König Mindon im Jahr 1875, der von den Briten anerkannt wurde und dem Gebiet Autonomie zusicherte. Auf dieser Grundlage verstanden sich die auch als Karenni («rote Karen») bekannten Kayah als unabhängiger Staat, der gegen seinen Willen in die Union von Birma eingefügt wurde. Auch hier gab es lange bewaffneten Widerstand gegen die Zentralregierung. Auf Grund der Arbeit italienischer Missionare im 19. und 20. Jahrhundert spielt die katholische Kirche hier eine besondere Rolle.
Wa
Die Wa sind berühmt als frühere Kopfjäger sowie durch den Opiumanbau und -handel. Bis 1989 galten sie als Verbündete der Kommunistischen Partei Birmas. Der Name bedeutet «Bergbewohner» und zeigt an, dass die Wa in hochgelegenen und unzugänglichen Gebieten leben. Etwa 700.000 Wa leben im östlichen Shan-Staat an der Grenze zu China in einer autonomen Region, die einem eigenen Staat gleicht.
Shan
Sie gehören zu den Tai-Völkern und sprechen eine ähnliche Sprache wie die Thais im Süden des Shanlandes. Früher bestand das Shan- Land aus einer Reihe von kleinen Fürstentümern unter der Herrschaft eines Sawbwa. (Saopha). Auf der Panglong-Konferenz im Februar 1947, die im Shan-Staat stattfand, stimmten Vertreter der Fürsten zu, der Union von Myanmar beizutreten. Die Sawbwas behielten aber noch einige ihrer früheren Privilegien, die dann im Jahr 1960 durch die Übergangsregierung unter General Ne Win abgeschafft wurden.
Die Bevölkerungsstruktur und Geschichte des Shan-Landes ist ebenso wie die kulturelle und wirtschaftliche Situation außerordentlich vielfältig. Der Staat ist ein Schwerpunkt deutscher Entwicklungshilfe. Unter anderem wird hier schon seit langem mittels deutscher Privatinitiative Wein angebaut und erfolgreich vermarktet.
Naga
Angehörige dieser Stammesgruppe leben überwiegend in Indien und zu einem kleineren Teil im nordöstlichen Myanmar. Die ehemals kriegerischen Stammesgruppen erhielten durch die christliche Mission schon unter den Engländern eine eigene kohärente Identität, die zu einem Kampf gegen die britische Herrschaft und die Eingliederung in den indischen Staat führte. Nach langen Verhandlungen erhielten die Naga in Indien im Jahr 1963 einen eigenen Staat. In Myanmar wurde mit der Verfassung von 2008 eine drei Townships umfassende Selbstverwaltungszone innerhalb der Sagaing Region eingerichtet. Die besonderen Traditionen der Stämme werden für touristische Zwecke genutzt.
Rohingya
Die historische Verbindung dieser muslimischen Gruppe mit Birma/Myanmar ist heftig umstritten. Sprecher und Unterstützer dieser Gruppe sagen, dass die Vorfahren der Rohingya schon seit dem 7. Jahrhundert im heutigen Rakhine leben, also gewissermaßen zu den ursprünglichen Bewohnern gehören. 1799 wurde erstmals das Wort „Rohingya“ für eine alteingesessene Bevölkerung in Rakhine als „Rooinga“ (= Einwohner von Arakan, heute Rakhine) im „Journal Asiatic Researches“ verwendet. Offizielle Stellen Myanmars und vor allem die Mehrheit der buddhistischen Bewohner Rakhines (und ganz Myanmars) sehen sie als illegale Einwanderer aus dem heutigen Bangladesch. Den Rohingya wurde eine Anerkennung als „ethnische Nationalität” nach dem „Birma Citizenship Law“ von 1982 verweigert.
Bei der Volkszählung von 2014 konnte bei der Angabe der ethnischen Zugehörigkeit anders als ursprünglich geplant, keine Kategorie «Rohingya» angegeben werden. Im buddhistischen Birma werden sie «Bengalis» genannt. Wie andere Muslims auch gelten sie radikalen Buddhisten als Gegner. Die Tatsache, dass auch Mönche gegen diese Gruppe demonstrieren, macht es der Regierung schwer, hier Lösungen zu finden, die von der internationalen Öffentlichkeit akzeptiert werden. Auch Aung San Suu Kyi hat in dieser Frage keine klare Stellung bezogen.
Mehr zum aktuellen Konflikt auf dieser Seite unter «Bewaffnete Konflikte und Friedensbemühungen» in der Rubrik «Geschichte und Staat».
Chin
Der zerklüftete und dünn besiedelte Chin-Staat – die Bevölkerung umfasst ca. 500.000 Bewohner – wird von einer Fülle unterschiedlicher Chin-Untergruppen bewohnt, die unterschiedliche Dialekte sprechen, welche keine direkte Verständigung möglich machen. Nach der britischen Eroberung Birmas leisteten Chin- Stämme erbitterten Widerstand gegen die neuen Kolonialherren.
Danach kamen gegen Ende des 19. Jahrhunderts die ersten christlichen Missionare, die – wie im Falle der Kayin und anderer ethnischen Gruppen – den Stämmen über die Übersetzung der Bibel eine Schriftsprache gaben. Eine einheitliche Chin-Identität wurde dabei aber nicht geschaffen. Dies ist daran abzulesen, dass die zu fast 100% christianisierten Chin in eine Fülle von unterschiedlichen Gemeinden zersplittert sind, in der sich die geographische und sprachliche Vielfalt der Chin-Berge widerspiegelt. Touristisch ist der Staat bisher kaum erschlossen. Aufgrund der schwierigen Lebensbedingungen sind viele Chin in andere Teile Myanmars oder ins Ausland übergesiedelt, etwa nach Indien. Dort leben ethnisch verwandte Gruppen. Im Zuge der Christianisierung und der Migration sind einige der früher für «typisch» Chin angesehenen Charakteristika wie die Gesichtstattoos der Frauen dabei zu verschwinden.
Rakhine (Arakan)
Der Staat Myanmars, in dessen Norden die Mehrzahl der Rohingyas leben, war jahrhundertelang ein buddhistisches Königreich, in dem auf Grund des regen Handels mit den im Westen gelegenen Ländern ein kosmopolitisches Klima herrschte. Es gab Versuche der Könige Rakhines, ins birmanische Kernland vorzudringen und umgekehrt Kriegszüge der birmanischen und Mon-Könige in umgekehrter Richtung. Im Jahr 1884 gelang es dem Kronprinzen des in Amarapura residierenden birmanischen Reiches das geschwächte Rakhinereich zu erobern. In der Folge wurde das berühmteste Buddha-Bild Rakhines, Mahamuni («der große Weise») zersägt und in die Hauptstadt des siegreichen Feldherrn gebracht. Heute gehört der Tempel, in dem das Bildnis steht, zu Mandalay, das Mitte des 19.
Jahrhunderts von König Mindon in der Nähe Amarapuras errichtet wurde.
Panglong-Konferenz des 21. Jahrhunderts
Auf der vom 31. August bis 3. September 2016 veranstalteten «Panglong-Konferenz des 21. Jahrhunderts» war die ethnische Vielfalt in den verschiedenen Trachten der über 1.000 Teilnehmer des Treffens zu sehen. Nur die Muslime waren nicht vertreten. Die Konferenz war nach dem Ort benannt, an dem Aung San im Februar 1947 ein Abkommen mit den Vertretern drei ethnischer Gruppen – der Shan, Kachin und Chin – geschlossen hatte.
Auf der Konferenz wurden eine Menge Reden gehalten. Beschlüsse wurden nicht gefasst. Als größter Erfolg galt die Tatsache, dass eine Fortsetzung der Tagung vereinbart wurde. Auf der zweiten Panglong-Konferenz, die Ende Mai 2017 stattfand, wurden eine Reihe von gemeinsamen Beschlüssen gefasst, das zentrale Thema der Abspaltung einiger Gebiete der Union blieb aber ungelöst. Die dritte Panglong-Konferenz fand vom 11. bis 16 Juli 2018 statt.
Rolle der Frauen
In zahlreichen Berichten wird die in Asien einmalige Eigenständigkeit und Freiheit der birmanischen Frauen beschrieben. Frauen spielen in der Tat in den mittelständischen Betrieben eine zentrale Rolle und sind in Bezug auf Heirat und Scheidung den Männern gleichgestellt. Auf der anderen Seite sieht der Theravada-Buddhismus Frauen nicht als gleichberechtigt an, da sie nach der traditionellen Auffassung den leidvollen Kreislauf der Wiedergeburten nicht direkt verlassen können. Das ist nur Mönchen vorbehalten. Kritik an dieser fundamentalen Ungleichheit wird bisher kaum geübt, da die Infragestellung der Rolle der Mönche in Myanmar ein Tabuthema darstellt.
Die direkte Beteiligung von Frauen an der birmanischen Politik ist traditionell niedrig. Dieser Eindruck hängt aber auch damit zusammen, dass im westlichen Verständnis von «Politik» nur die formale Repräsentanz der Geschlechter in politischen Ämtern beachtet wird, während in Asien der Einfluss von Frauen über ihre Familien eine große Rolle spielt. Die besondere Bedeutung Aung San Suu Kyis ist daher auch der Tatsache zuzuschreiben, dass sie als Erbin ihres Vaters Aung San angesehen wird. Bei den Nachwahlen in Myanmar vom 1. April 2012 und den Wahlen am 8. November 2015 stellte vor allem die NLD zahlreiche Frauen auf, die dann auch gewählt wurden.
Es gibt eine Reihe von Frauenorganisationen und Kongresse, auf denen Frauenrechte eingefordert werden. Die Familie ist bis heute die Kernzelle der Gesellschaft Myanmars. Kinder werden in ihrer frühen Jugend sehr nachsichtig behandelt, zollen ihren Eltern aber lebenslang Respekt und fühlen sich verpflichtet, sie auch im Alter zu pflegen. Bei Familienfesten wird die gesamte Verwandtschaft eingeladen.
Bis zum Erscheinen von Aung San Suu Kyi auf der politischen Bühne war Mya Sein (1904-1970) die bekannteste Frau im modernen Birma. Ihr Vater, May Oung (1880-1926) war ein bekannter Intellektueller und Politiker in der Kolonialzeit. Nach seinem frühen Tod trat sie in seine Fußstapfen. Sie schrieb ein viel beachtetes Buch über die Verwaltung Birmas und vertrat 1931 die Frauen ihres Landes auf einer Konferenz in London, in der es um die Frage ging, ob das Land von Indien abgetrennt werden sollte.
1958 schrieb sie über ihre kurze «feministische» Vergangenheit:
«In der Politik hatten wir nie eine große feministische Bewegung, weil in unserer Gesellschaft die Frage von gleichen Rechten nie aufkam. Unter der britischen Herrschaft jedoch änderte sich das, als Birma ein Teil von Britisch-Indien war und wir unter derselben Verfassung wie Indien regiert wurden. Daher gab es in 1927 ein kleines Stück feministischer Aktivität um die Vorschrift abzuschaffen, dass Frauen sich nicht zur Wahl für einen Sitz im Legislative Council [einem parlamentarischen Gremium, das Birmanen eine gewisse Selbstverwaltung erlaubte] stellen konnten. Wir Frauen Birmas hielten es für gegeben, dass die disqualifizierende Klausel entfernt werden müsste. Etwa zehn von uns sandten einen Appell an die Frauen von Rangun, um unsere Unterstützung für eine Resolution im Legislative Council zu zeigen, dass die geschlechterdiskriminierende Bestimmung gestrichen werden sollte.
Ich denke, dass dies eine der ersten politischen Demonstrationen in Birma war und obwohl wir nicht gleich erfolgreich waren, hielten unsere feministischen Gefühle nur zwei Jahre. 1929 wurde zum ersten Mal eine Frau in das Gremium gewählt. Seitdem hatten wir keinen Ärger und heute gibt es sechs Frauen im Parlament.
Alles in allem ist es in unserem sozialen wie öffentlichen Leben so, dass wir das Gefühl haben, als birmanische Frauen eine privilegierte und unabhängige Position inne zu haben. Es ist eine Position, für die wir – beinahe unmerklich und begleitet von Liebe und Sicherheit – von Kindheit an ausgebildet wurden. Diese Position wird weder durch Heirat noch durch Mutterschaft beschränkt und erlaubt uns letztendlich, gleichberechtigt mit unseren Männern am Leben, der Arbeit und den Belohnungen, die unser Land zu bieten hat, teilzuhaben.»
Im Unterschied zu der hier ausgedrückten, immer noch weit verbreiteten Haltung, stehen mittlerweile die Bestrebungen im Vordergrund öffentlicher Debatten, die auf die formelle Gleichberechtigung der Frauen abzielen.
Thanaka
Viele Menschen in Myanmar, insbesondere Frauen und Kinder – tragen Thanaka-Paste auf. Sie soll vor Sonne – und Hitze – schützen und die Hautalterung verzögern. Thanaka wird ebenso als Make-up benutzt, ganz dünn auf das gesamte Gesicht aufgetragen. Kinder verzieren ihre Gesichter auch gern mit Blumenmustern oder anderen Gemälden. Thanaka wird aus der Rinde einer Holzapfelbaumart gewonnen.
Bildung, Gesundheit, Soziales
Bildung
Myanmar hat traditionell eine hohe Rate der Alphabetisierung, was
u.a. auf die Tradition der Klosterschulen zurückgeht. Für den Antrag im Jahr 1987, in die Liste der am wenigsten entwickelten Länder (LDC) aufgenommen zu werden, musste die Zahl der Analphabeten nach oben korrigiert werden.
Bis zur 4. Klasse, der ein Vorschuljahr vorgeschaltet ist, herrscht in Myanmar Schulpflicht, danach kann nach Prüfungen die Mittelschule (6.-8.) und die Oberschule (9. und 10. Klasse) besucht werden. Nach einer Statistik der Myanmar Times besuchten im Jahr 2011 5,1 Millionen Schüler eine Grundschule, 2,3 Millionen eine Mittelschule und 0,67 Millionen eine Oberschule. Der Unterricht an den staatlichen Schulen zielt bisher vor allem auf gute Noten, die zum Übergang in die nächst höhere Bildungsstufe berechtigt. Das hat zu einem großflächigen System des Nachhilfeunterrichts geführt, der z.T. auch von Lehrern erteilt wird, und durch das die schwächeren Einkommensschichten benachteiligt werden.
Die Universitäten des Landes waren nach 1988 lange Zeit geschlossen, um weitere Studentenunruhen zu verhindern. Außerdem wurden dezentral viele neue Einrichtungen geschaffen, die aber z.T. nur über wenig qualifiziertes Personal und wenige Lehrbücher verfügen. Es gibt große Bemühungen, das Bildungsniveau durch Fernlehrgänge zu erhöhen, das scheitert aber in vielen Regionen am Mangel an Elektrizität und unzureichenden Internetverbindungen.
Deutschland ist in Myanmar schon sehr lange durch das Stipendienprogramm des DAAD aktiv. Die langjährige Erziehungsministerin unter der Regierung Thein Seins, Dr. Khin San Yee, ist eine DAAD-Alumni.
Für ausländische Studierende gibt es bisher nur zwei Möglichkeiten, eine birmanische Universität zu besuchen. Zum einen kann an der University for Foreign Languages die birmanische Sprache erlernt werden, zum anderen bietet die International Theravada Buddhist Missionary University Studienmöglichkeiten mit Abschlüssen vom B.A. bis zum Ph.D. an.
Berufsbildung
Die Regierung ist darum bemüht, den Absolventen Fähigkeiten zu vermitteln, die sie auf die Ausübung eines Berufs vorbereiten. Dazu wurde 1998 im Ministerium für Erziehung ein nationales Zentrum zur Entwicklung von Humanressourcen (NCHRD) eingerichtet, das im ganzen Land Zweigstellen hat. Die GIZ unterstützt Programme der technischen Berufsausbildung, die zu einheitlichen Standards im ganzen Land führen sollen. Dazu fand im Juni 2017 eine von der Bundesregierung geförderte regionale Konferenz in Naypyidaw statt.
Gesundheit
Im Haushalt 2011/2012 waren nur knapp über 1,3% der Mittel für Gesundheit bereitgestellt. Der Anteil ist mittlerweile erhöht worden und wurde im Haushaltsjahr 2015/16 noch einmal um 7% gegenüber dem Vorjahr gesteigert. Die Anzahl der Ärzte, Krankenschwestern und Hebammen ist schon immer relativ hoch gewesen (zusammen 13 auf 10.000 Bewohner des Landes). Seit der sozialistischen Periode gibt es in allen Landesteilen, die unter Kontrolle der Regierung sind, Gesundheitsstationen und Krankenhäuser. Der Gegensatz erklärt sich dadurch, dass den Einrichtungen und ihrem Personal kaum Sachmittel und Medikamente zur Verfügung stehen. Diese müssen in der Regel von den Patienten selbst bezahlt werden. In den letzten Jahren sind in den großen Städten eine Reihe von Privatkliniken entstanden.
2015 waren in Myanmar nach Angaben von UNAIDS schätzungsweise 220.000 Personen mit dem HIV-Virus infiziert, 32% davon Frauen. 9.700 Personen starben an Krankheiten, die mit AIDS zusammenhängen. 8.000 Neuansteckungen wurden berichtet. Der Anteil der über 15-jährigen Infizierten an der Gesamtbevölkerung lag bei 0,6%. (Zum Vergleich: In Thailand waren es 1,3%.) Neben der Bekämpfung von HIV/AIDS zielt die Arbeit der Weltgesundheitsorganisation vor allem auf eine Verbesserung der Grundversorgung für Kinder, etwa durch Impfkampagnen gegen Masern und auf die Bekämpfung von Malaria und Tuberkulose.
Die Hauptverantwortung für die Bewältigung sozialer Probleme liegt nach wie vor bei den Familien. Der Staat ist traditionell dazu verpflichtet, die Rahmenbedingungen zu schaffen, dass diese Aufgabe auch erfüllt werden kann. Weiter spielen religiöse Einrichtungen eine Rolle. Eine Reihe von Klöstern unterhält Schulen oder Krankenhäuser und andere soziale Einrichtungen. Eine der größten Nicht-Regierungs-Organisationen des Landes, die 1991 gegründete Myanmar Maternal Child Welfare Association (MMCWA) lässt sich vor dem Hintergrund der sozialistischen Periode sehen. Sie trat die Nachfolge der damals im ganzen Land bestehenden Frauenorganisationen der damaligen Einheitspartei an und diente dabei unter anderem dazu, ein Gegengewicht gegen die Ortsverbände der von Aung San Suu Kyi geführten National League for Democracy (NLD) zu bilden. Sie nimmt in zahlreichen Regionen des Landes auch soziale Aufgaben wie die Versorgung von Kindern armer Familien und die Durchführung von Veranstaltungen zur Gesundheitsfürsorge wahr. Bis zur Wahl von 2010 spielte die 1993 von der SLORC gegründete Union Solidarity and Development Association (USDA) eine ähnliche Rolle. Sie war eine staatlich gelenkte Organisation mit zuletzt über 20 Millionen Mitgliedern, die in den einzelnen Regionen des Landes auch eine Reihe sozialer Aufgaben wahrnahm. Ihr wurde vorgeworfen, dass sie dabei die Aktivitäten anderer Gruppierungen übernahm und als Art Kontrollapparat der Regierung diente. Vor der Wahl im Jahr 2010 wurde die Organisation aufgelöst und in die Union Solidarity and Development Party (USDP) überführt, die die Wahlen gewann, aber 2015 nur noch wenige Kandidaten in die Parlamente brachte.
Es gibt, von den Pensionskassen für Staatsbedienstete abgesehen, kein staatlich gestütztes Rentensystem. Seit wenigen Jahren können Versicherungen, ausschließlich privat, abgeschlossen werden.
Dagegen gibt es eine Fülle privater Organisationen, in denen Sozialarbeit betrieben wird. Eine der ältesten ist das 1937 gegründete Muslim Free Hospital in der Maha Bandoola Garden Street. In jüngster Zeit sind im ganzen Land eine Reihe von Einrichtungen gegründet worden, die kostenlose Beerdigungen für Bedürftige anbieten. Einige sind auch mit Einrichtungen zur Gesundheitsversorgung verbunden.
Infrastruktur
Myanmars Verkehrsinfrastruktur leidet immer noch unter der Ideologie einer sozialistischen Autarkie, die in unterschiedlicher Form seit der Unabhängigkeit propagiert wurde. Das Eisenbahnnetz ist bis auf wenige Ausnahmen veraltet, Straßen befinden sich oft noch in einem schlechten Zustand. Die Militärregierung, die das Land von 1988 bis 2011 regierte, hat allerdings versucht, durch den Bau neuer Brücken und Straßen die Kommunikation zwischen den einzelnen Landesteilen zu verbessern und die Transportwege zu verkürzen.
Nach dem Umzug der Hauptstadt nach Naypyidaw wurde ein neuer, etwa 670 km langer, vierspuriger Highway gebaut, der von Yangon über die neue Hauptstadt nach Mandalay führt und Ende 2010 eingeweiht wurde. Dadurch verkürzte sich die Fahrzeit zwischen den beiden größten Städten des Landes auf etwa 7 Stunden. Nach zahlreichen schweren Unfällen wird über grundlegende Verbesserungen beraten. – Die Fahrt mit der Bahn dauert immer noch 16 Stunden.
Die Stromversorgung im Land ist immer noch unzureichend. In Yangon und anderen großen Städten gehören die regelmäßigen Stromausfälle mittlerweile weitgehend der Vergangenheit an, aber in den ländlichen Gebieten gibt es oft keine öffentliche Stromversorgung, sondern nur Strom, der von privat betriebenen Generatoren geliefert wird. – Die Lage auf dem Kommunikationssektor hat sich seit der Einführung von Mobilfunknetzen stark verbessert. Zahlreiche Anbieter konkurrieren miteinander, so dass das Telefonieren mit Mobiltelefonen außerordentlich preiswert ist. Das öffentliche Festnetz ist dagegen sehr störanfällig.
Urbane Zentren
Wie in vielen anderen Ländern der ehemaligen Dritten Welt gibt es in Myanmar nur einen großen Ballungsraum mit der Großstadt Yangon. Die Stadt entstand – wie auch Mandalay, die zweitgrößte Stadt des Landes – Mitte des 19. Jahrhunderts. In jüngster Zeit gibt es verstärkte Versuche, die städtischen Strukturen zu verbessern, u.a. durch einen Ausbau der Verkehrswege. Der koloniale Kern der Altstadt wird gegenwärtig kräftig umgebaut. Koloniale Gebäude werden abgerissen und müssen für moderne Bauprojekte Platz machen. Es gibt zugleich zahlreiche Initiativen, das architektonische Erbe der Kolonialzeit zu bewahren. Dabei steht das riesige frühere Regierungsgebäude, das Secretariat, im Zentrum der Überlegungen.
Ökologische Probleme
Gegen die in Myanmar geplanten großen Staudämme wie auch gegen die Gas-Pipelines sind eine Reihe ökologischer Einwände vorgebracht worden, in jüngster Zeit auch innerhalb des Landes selbst. Diese Einwände mischen sich mit politischen Bedenken, antichinesischen Ressentiments und Vorwürfen der Verletzung von Menschenrechten.
Ökologische Bedenken werden auch gegen den Abbau anderer Naturschätze vorgebracht, wie etwa die Gewinnung von Kupfer, Kohle und Gold. Dabei gilt, dass diese Kritik häufig mit politischen Konflikten verknüpft sind.
Das zeigte sich etwa Ende 2012 aus Anlass der Niederschlagung von Protesten gegen den Bau einer Kupfermine in Letpadaung im Norden Myanmars. Die Proteste richteten sich gegen eine befürchtete Umweltverschmutzung sowie die Enteignung von Land durch die chinesischen Betreiber des Bergwerks und ihrer birmanischen Partner. Der Fokus der Aufmerksamkeit konzentrierte sich später auf die Rolle von Aung San Suu Kyi, die den Vorsitz einer Kommission übernahm, die die Vorfälle untersuchen sollte, sowie die Rolle der bei den Protesten verletzten Mönche. Der im März 2013 von der Kommission vorgelegte Bericht kam zu dem Ergebnis, dass die Mine unter bestimmten Bedingungen weiterarbeiten sollte. Er wurde höchst kontrovers diskutiert. Bei weiteren Protesten wurde im Dezember 2014 eine Demonstrantin getötet. Der Konflikt hält bis heute an.
Die Bewaldung des Landes ist nach Recherchen der FAO zwischen 1990 und 2005 von 56% auf 52%
– nach anderen Quellen auf 47% – gesunken. Damit ist das Land immer noch eines der waldreichsten Länder im asiatisch-pazifischen Raum. 1993 wurde auf Grund zahlreicher Missbräuche der Privathandel mit Edelhölzern verboten. Er wird seitdem von einer staatlichen Agentur durchgeführt. Trotz der Kontrollen und einer auf Mitte des 19. Jahrhunderts zurückgehende Aktivität des deutschen Forstwirts Dietrich Brandis zur Kultur der Aufforstung von Teakwäldern gibt es bis heute immer noch illegalen Holzhandel, vor allem an der Grenze zu China.
Ein Schwerpunkt der Besorgnis in Myanmar ist der Erhalt des ökologischen Gleichgewichts des Inle- Sees im Shan-Staat. Die Verwendung von Pestiziden in der Landwirtschaft, eine zunehmende Versandung und die Verschmutzung auf Grund des vermehrten Tourismus bedrohen die traditionelle Lebensgrundlage der Menschen rund um den See, die Fischerei, und damit auch die Tourismus- Industrie, der von den Künsten der berühmten «einbeinigen» Ruderer auf dem See profitiert. Die Lebensgrundlage der am See lebenden Intha ist ernsthaft bedroht.
Naypyidaw
Am 7. November 2005 teilte der Informationsminister der in Myanmar regierenden Militärjunta mit, dass am Tag zuvor der Umzug von Ministerien in eine neue, 320 km nördlich von Yangon gelegene, Hauptstadt begonnen habe. Als Name der neuen Hauptstadt wurde, in der von dieser Nachricht überraschten internationalen Presse, der Name Pyinmana genannt – einer Stadt mit Bahnstation in Mittelbirma, in deren Nähe die neue Stadt seit 2002 gebaut worden war. Es gab und gibt eine Reihe von Spekulationen über die Gründe für den Umzug. Eine offizielle Erklärung wurde nie veröffentlicht.
Es wurde von Beobachtern angenommen, dass das xenophobische Militär einer Invasion der am Meer gelegenen alten Hauptstadt zuvorkommen wollte oder dass Astrologen zu der Maßnahme geraten hätten. Eine andere Interpretation legt der Name der Stadt nahe, der am 27. März 2006, dem Tag der Streitkräfte, bei der offiziellen Einweihung bekannt gegeben wurde. «Naypyidaw» – überwiegend mit “königliche Hauptstadt» übersetzt – heißt wörtlich übersetzt “königliche Sonnenstadt” und war früher schon der Beiname für Mandalay, der letzten Hauptstadt der birmanischen Könige. Im dritten anglo-birmanischen Krieg 1885 ist sie von den Briten besetzt worden, und der letzte König ist von dort nach Indien ins Exil gebracht worden.
Das Küstenstädtchen Yangon, das vorher nie Regierungssitz gewesen war, wurde von den Briten als neue Hauptstadt aufgebaut. Es ist wahrscheinlich, dass die Militärs an die alte Tradition der birmanischen Könige anknüpften, eine neue Epoche der Geschichte durch einen Wechsel der Hauptstadt zu bezeichnen. Die Junta verstand den Umzug also als Zeichen, dass sie das Land in eine neue Zukunft führte und die Epoche, in der das Land von einer von fremden Eroberern gegründeten Metropole aus regiert worden war, nun beendet sei. Naypyidaw ist also ein Symbol für ein “neues Myanmar”, wie es sich die führenden Militärs vorgestellt haben.
Ein anderes Motiv, das auch dem Bau anderer neuer Hauptstädte zugrunde lag, war das der Stärkung der Landesteile außerhalb der einzigen großen Metropole. Zudem liegt Naypyidaw in der Landesmitte, vereinigt also gewissermaßen die oft getrennten Regionen von Ober- und Untermyanmar. Gleichzeitig ist von der neuen Hauptstadt aus eine direktere Kontrolle über die angrenzenden Gebiete, in denen ethnische Minoritäten leben, gegeben.
Naypyidaw wurde im Lauf der Zeit immer weiter ausgebaut. Das Stadtgebiet ist deutlich gegliedert in verschiedene Regierungsviertel, Wohngebiete, Militärzonen, Einkaufszentren sowie Hotel- und Freizeitgebiete. Zu den neu erbauten Pagoden gehört auch eine Replik der Schwedagon-Pagode in Yangon. Die neue Uppanasanti Pagode ist allerdings einen Meter kleiner und auch nicht mit Blattgold beschichtet. Unterhalb der großen Pagoden befinden sich Unterkünfte für die in letzter Zeit im Land entdeckten weißen Elefanten, die traditionell Glück für die jeweiligen Regenten und das ganze Land verheißen. Mit diesen Symbolen wird verdeutlicht, dass das neue Zentrum bei aller Modernität eine Fortsetzung der Traditionen des alten Birma ist.
Naypyidaw bietet ein sehr grünes Bild mit vielen künstlichen Seen, Parks und breit angelegten Straßen. Es ist eine eigene Region, die unter direkter Verwaltung des Präsidenten steht, und in der mehr als eine Million Menschen leben, darunter auch die Einwohner des benachbarten Pyinmana, das nach wie vor den Charakter einer typischen Kleinstadt des Landes hat. Touristen besuchen die Stadt eher selten.
Der Urheber ist auf dem Länderportal der GIZ nicht erwähnt gewesen. Ich habe die GIZ informiert, dass ich in meine touristischen Webseiten das wertvolle Wissen einpflege. Jede Unterstützung für Myanmar ist willkommen. Vor allem in Bezug auf Bilder und aktuelle Infos freue ich mich auf Hilfe.